Zum Tod von Dr. Ernst Raim (1926-2015)
Freiheit und Recht – das war zeitlebens die politische Leitschnur von Dr. Ernst Raim. Geboren 1926 in Nordböhmen in Reichenberg (Liberec), bereits in jungen Jahren engagierter Sozialdemokrat, schmuggelte er nach der "Machtergreifung" 1933 zusammen mit seiner Mutter gegen Hitler gerichtete Flugblätter der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (DSAP) in das benachbarte Land Sachsen ein. Seine Eltern wurden wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zeitweise inhaftiert.
Nach der Befreiung durch die russische Armee 1945 verwehrte der neu errichete tschechoslowakische Staat dem Antifaschistischen deutscher Abstammung das angestrebte Studium, so dass er 1946 nach Bayern umsiedelte. Dort trat er nach erfolreich absolviertem Studium in den Schuldienst ein.
In Bayern setzte er sogleich sein Engagement für den Aufbau einer sozialen Demokratie und eines freien Europas fort. So war er u.a. 18 Jahre lang SPD-Stadtrat in seinem Wohnort Landsberg.
Von Anfang an brachte er sich auch in die Arbeit der Verfolgtenorganisationen ein und erwarb sich große Verdienste um das Gedenken an die Außenlager des KZ Dachau in der Umgebung von Landsberg und Kaufering, ebenso auch als "Erinnerungsarbeiter" im Rahmen von Zeitzeugenprojekten.
2004 war er Gründungsvorsitzender des „Bund Widerstand und Verfolgung Bayern“. Über die Vorstandstätigkeit und engagierte Zeitzeugenarbeit hinaus hat er, als es galt, nach dem Zerfall des Zentralverbandes deren traditionsreiche bundesweit anerkannte Verbandszeitschrift weiterzuführen, stets großherzige finanzielle Unterstützung geleistet.
Nicht zuletzt war Ernst Raim die deutsch-israelische Freundschaft ein Herzensanliegen, die er nach Kräften förderte. In diesem Zusammenhang initiierte er für den BWV eine Reihe von Buchprojekten.V
Ernst Raim war eine gewichtige Stimme der Widerstandskämpfer und einer derjenigen, die die Erinnerung an die Gräuel der Diktaturen auf deutschem Boden als Mahnung für die kommenden Generationen mit Verve gepflegt haben.
Dr. Ernst Raim verstarb am 1. Dezember 2015.
Lesen Sie den ausführlichen Nachruf im BWV-Report 73 (im Menue links).
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